|
Boa Vista
Hinweis: Diese Seite wurde 1999 erstellt und bleibt als Archiv erhalten. Die folgenden Informationen sind nicht mehr aktuell!
Schon beim Anflug erkennt man den flachen und wüstenhaften Charakter Boa Vistas.
Ich war mir etwas unsicher, was mich erwartet, denn Reinhard hatte keine
Unterkunft für mich reservieren können. Aber wozu gibt es Reiseführer.
Das DuMont-Reisetaschenbuch empfahl die Residencial von Dona Miranda Lima
als sehr sauber, nett und freundlich.
Also bat ich den Aluguer-Fahrer der mich
vom Flughafen bei Rabil zum Hauptort Sal-Rei brachte, mich zu besagter
Unterkunft zu bringen. Für die Fahrt verlangt der Fahrer den vollen
Mietpreis von 500 ECV (etwa 5,- €) statt den einfachen Sammeltaxi-Tarif.
Ich fühlte mich etwas übers Ohr gehauen.
Auch die Unterkunft erwies sich im Gegensatz
zu denen die mir Reinhard jeweils empfohlen hatte als Fehlgriff: Nicht
gerade sauber, im Bad gab es auch mal eine Überschwemmung und zum
Frühstück geronnene Milch zum Kaffee.
Am kommenden Tag entschied ich mich dazu,
die Inselrundfahrt zu machen. Ein Fahrer mit Geländewagen war schnell
gefunden. Zunächst ging es die Via Pittoresca entlang, die alte Verbindungsstrecke
zwischen Sal-Rei und Rabil. Die Straße führt an einer größeren
Palmenoase entlang.
Nach Rabil verließen wir dann die
ausgebaute Pflasterstraße und ein Stück holprige Piste kündigte
die Strapazen an, die noch kommen sollten. Nach einer Weile war die Strecke
wieder gepflastert, zumindest bis Povoaçao Velha, einem kleinem
Ort, der einen so verschlafenen Eindruck macht, als läge er am Ende
der Welt.
Nach
dem Dorf geht dann ohne Vierradantrieb nichts mehr. Wir fuhren, oder besser
schaukelten, in Richtung Küste zum Strand Praia de Santa Mónica.
Was für ein Strand: Etwa 18 km nur feinster Sand, türkisblaues,
angenehm temperiertes Wasser, keine Menschen weit und breit. Noch! Denn
in Zukunft soll dieser Teil der Insel für den Tourismus erschlossen
werden. Der Strand bietet auch beste Voraussetzungen dafür, andererseits
fehlt die Infrastruktur noch komplett, es gibt noch nicht einmal irgendwelche
Schattenspender unter die man sich legen könnte. Wer diesen Traumstrand
geniessen möchte, muß sich noch restlos alles, inklusive Schatten,
selbst mitbringen!
Weiter
ging es mehr oder weniger der Küste entlang Richtung Osten. Wir kommen
vorbei an Curral Velho. Curral Velho ist in fast jeder Karte als Ort eingezeichnet,
so war ich nicht wenig verwundert, als mich mein Fahrer aufklärte,
daß hier niemand mehr wohnt, nur noch Ruinen sind übriggeblieben.
Beim Praia de Curral Velho stößt
die Piste wieder an die Küste. Ich möchte eine kurze Pause machen,
denn selbst das Mitfahren auf einer solch wüsten Piste ist anstrengend.
Wir halten an und ich gehe zur Küste. Unzählige Muscheln liegen
am Strand. Ich hebe zwei Stück als Souvenir auf.
Weiter geht es bei den Ruinen von João
Barrosa vorbei am Monte Estância bis nach Ervatão. Hier wohnt
eine Familie in einer kleinen Oase, abgeschnitten von Rest der Welt. Ab
dort geht es dann nach Norden. Kurz vor Norte wird die Landschaft etwas
grüner. Man glaubt es kaum nach all den öden Wüstenlandschaften,
daß hier so etwas möglich ist. Norte ist die Sammelbezeichnung
für drei hübsche Dörfer und ab hier gibt es endlich wieder
eine gepflasterte Straße. Nach der anstrengenden Tour tut ein
Bad am Strand von Sal-Rei ganz gut, allerdings muß man sich etwas
von Ort entfernen, da in Ortsnähe leider viel Müll am Strand
liegt.
Am
nächsten Tag beschließe ich, zum Wrack der "Cabo Santa Maria"
zu laufen. Ich schätzte, daß ich den Weg hin und zurück
an einem halben Tag schaffen könnte. Ich täuschte mich, es wurden
insgesamt über 6 Stunden. Von Sal-Rei aus ging ich zuerst die gut
gepflasterte Straße zum Marine Club Village entlang. Neben
der Straße befinden sich drei hübsche und einsame Badebuchten.
Der Marine Club ist ein wirklich hübsches Feriendorf, daß zu
der Zeit als ich dort war noch nicht ganz fertig gestellt, aber schon in
Betrieb genommen war. Die Marine Club Ferienhäuser liegen am Fuße
eines kleinen Berges und man kann entweder rechts oder links um den Berg
herum gehen. Ich entscheide mich für links. Auf der Strecke kommt
man an einer alten Kapelle vorbei. Wenn man dann weiter um den Berg herum
geht, kommt man zu einer Abzweigung. Nach links geht dann eine Piste, die
sich dann später gabelt. In die eine Richtung geht es zum Leuchtturm
am Ponta do Sol und in die andere zum Wrack an der Costa de Boa Esperança.
Ich laufe in Richtung des Wracks. Die Sonne brennt hernieder, das Land
um mich herum ist eine trockene und unbewohnte Steinwüste.
Als ich losging sah ich in der Ferne noch
ein weiteres Touristenpaar, das in der Gegend herumlief, aber dann war
ich für zwei Stunden allein in dieser kahlen Landschaft, in der es
nichts gab, außer Sonne, Staub, Steinen und ab und zu etwas achtlos
weggeworfenen Müll.
Dann
endlich kam die Küste in Sicht und das Wrack war zu sehen. Ich dachte
ich wäre gleich da, aber die Größe des Wracks täuschte
eine nicht vorhandene Nähe vor. Nach einem Schlenker lief die Piste
neben dem Strand entlang. Ich beschloß, meine Sandalen auszuziehen
und am Strand entlang zu laufen. In der Ferne sah ich immer wieder große
Krabben, die aber sofort ins Wasser rannten, sobald sie mich an Horizont
kommen sahen. Nach etwa einer dreiviertel Stunde kam ich endlich an dem
ehemals großen Schiff an. Inzwischen war es nur noch ein großes,
rostiges Schiffsskelett an einem Traumstrand mit aufgewühltem türkisblauen
Wasser. An der Stelle fanden sich auch die zwei Touristen ein, die ich
am Anfang meiner Wanderung aus der ferne gesehen hatte, sowie eine Gruppe
von vier Wanderern aus der Schweiz, die quer durch die Landschaft gelaufen
sind.
Der Ausflug lohnte sich, obwohl eine mehrstündige
Wanderung durch eine Steinwüste sicherlich nicht jedermanns Sache
ist. Nur einen Fehler beging ich: Ich badete meine Füße im angenehm
temperierten Wasser, das dort den Sonnenschutz abwusch. Ein kräftiger
Sonnenbrand, da wo die Sandalen frei sind, war die wenig angenehme Folge.
Am Abend ging ich wie den Tag zuvor auch
zum Essen ins "Esplanada 5 de Julho". Sonderlich viele Alternativen fand
ich auf Boa Vista eh nicht. Da ich nicht immer nur Fisch essen wollte bestellte
ich mir Spaghetti mit irgendetwas, das ich nicht verstand. So bekam ich
einen Teller mit Spaghetti, etwas Tomatensauce und einer großen gekochten
Krabbe obendrauf. Wie isst man so etwas???
Damit näherte sich meine Reise auch
schon dem Ende. Zum Relaxen ging es dann noch mal für zwei Tage nach
Sal.
Weitere Reiseerfahrungen aufgeschrieben habe ich nach meiner Reise nach Kap Verde 2004.
©Attila Bertalan - Impressum - Datenschutz - Bildnutzungsrechte - Über mich
|