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Santo Antão - Der erste Tag
Hinweis: Diese Seite wurde 1999 erstellt und bleibt als Archiv erhalten. Die folgenden Informationen sind nicht mehr aktuell!
Santo Antão ist sicherlich einer der Hauptgründe, warum sich eine
Reise auf die Kapverdischen Inseln lohnt. Die bizarre Bergwelt im Nordosten
der Insel gehört sicherlich zu den faszinierendsten Landschaften der
Erde.
Samstag,
22. November 1999. Die Fähre 'Ribeira do Paúl' legt um 8:00h
von Mindelo ab. Die Überfahrt dauert etwa eine Stunde. Es legen täglich
Fähren von Mindelo nach Porto Novo auf Santo Antão ab, während
die Flüge nach Ponta do Sol äußerst selten zu sein scheinen.
Ich habe jedenfalls nie ein Flugzeug dort landen sehen. Und wer schon mal
die nur 300 m lange Landepiste von Küste zu Küste gesehen hat,
wird sicherlich zustimmen, daß die Überfahrt mit der Fähre
zu bevorzugen ist. Allerdings sollte man etwas seetauglich sein, was man
von den kapverdischen Frauen und Kindern nicht sagen kann. Schon zu Beginn
der Überfahrt wurden Eimer aufgestellt, die während der Fahrt
auch reichlich Verwendung fanden. In Porto Novo machen wir eine kurze Frühstückspause.
Der Ort bietet sich an als Zwischenstation für die Verbindung Santo
Antão - Mindelo sowie für Ausflüge in den Westen der Insel.
Porto Novo selbst bietet wenig von Interesse und die Landschaft um Porto
Novo herum wirkt eher kahl.
Mit
einem Aluguer fährt Reinhard Meyer von Santo
Antão Travel mit mir sowie drei deutschen Seglern die sich uns
angeschlossen haben gleich weiter Richtung Norden über das Gebirge.
Weiter oben wird die Landschaft grüner. Die hohen Berge fangen die
Feuchtigkeit der Wolken ein, was der Vegetation zu Gute kommt. Dichter
Nebel zieht auf, der uns die Sicht in den Cova-Krater und die Ribeira do
Paúl versperrt. Weiter geht es zu einem Abstecher nach Pico da Cruz,
wo am Ende der Pflasterstraße eine arme Familie wohnt. Kleine Mitbringsel
werden an die Kinder verteilt.
Während der
Weiterfahrt nach Ribeira Grande kommen wir aus den Wolken heraus und es
gibt grandiose Landschaften zu sehen. Weiter geht die Fahrt an der Küste
entlang nach Paúl und dann in die Ribeira do Paúl. Die Straße
in der Ribeira do Paúl wurde durch die heftigen Regenfälle
teilweise schwer beschädigt und mußte manchmal erst 'repariert'
werden, bevor wird weiterfahren konnten. Das Tal ist sehr grün, Zuckerrohr
wächst hier, aus dem der Grogue gebrannt wird. Der Grogue, eine Kapverdische
Spezialität ist eine Art Rum, den man als Souvenir mitnehmen sollte.
Der beste Grogue kommt von Santo Antão, während der auf Santiago
ein wenig zu empfehlender Fusel sein soll.
Gegen nachmittag
fahren wir noch über Ponta do Sol nach Fontaínhas. Die Strecke
ab Ponta do Sol ist dermaßen abenteuerlich in die Felsküste
hineingebaut, daß manch ein Touristen lieber aussteigt und zu Fuß
geht. Man kann die Strecke auch als kleine Wanderung von Ponta do Sol aus
machen.
Der Ausflug nach
Fontaínhas lohnt wegen der unbeschreiblichen Landschaft. (Kleiner
Tip für Fotografen: Abends ist das Licht sehr ungünstig, der
Ort liegt dann im Schatten). Fontaínhas selbst ist ein kleines Dorf,
das in die sehr steilen Hänge der Felsküste gebaut worden ist.
Die Menschen hier führen sicherlich kein leichtes Leben. Hinter Fontaínhas
befinden sich noch zwei weitere kleine Dörfer, die nicht mit dem Auto
erreicht werden können. Alles was die Menschen dort benötigen
muß zu Fuß dorthin gebracht werden.
Die wichtigsten
Unterkünfte auf Santo Antão befinden sich in Ribeira Grande
und Ponta do Sol, wobei sich Ponta do Sol als die angenehmere Wahl erweist.
Der kleine Ort liegt auf einer flachen Landzunge vor der Kulisse einer
bizarren Felswelt. Wegen der regelmäßigen Aluguer-Verbindungen
ist Ponta do Sol auch ein günstiger Ausgangspunkt für Inseltouren.
Reinhard hat uns
in Ponta do Sol (Schild: Snack Bar Noeldon) untergebracht. Die Unterkunft
ist sehr einfach aber sauber, die Besitzerin sehr freundlich und kocht
sehr gut. Als Abendessen gibt es Fisch, Reis, Kartoffeln und etwas Gemüse,
eine Standardkombination. Der Fisch schmeckt hervorragend, die Abwechslung
im Essen besteht allerdings hauptsächlich darin was für einen
Fisch es gibt und wie er zubereitet (gegrillt, gekocht, etc.) ist. Wer
keinen Fisch mag hat hier ein Problem.
Nach
einem anstrengenden Tag schläft man dann auch auf den weichen Schaumstoffmatratzen
schnell ein.
Die nächsten Tage
Für
den zweiten Tag auf Santo Antão hatte Reinhard geplant, daß
wir nach Chã da Igreja fahren um die Strecke mit dem GPS aufzunehmen.
Zuerst ging es mit einem Aluguer zum Ort Ribeira Grande und ab dort die
Ribeira Grande entlang. Die Piste befindet sich dort zum Teil im Flußbett
was nur ein langsames Vorankommen ermöglicht. Aber die Landschaft
lohnt die Fahrt, das Tal ist umgeben von steilen und schroffen Berghängen.
Alles ist auch so grün wie schon seit Jahren nicht mehr, erfahre ich,
da es 1999 besonders viel geregnet hat.
Ab Boca de Ambas as Ribeiras geht es dann
einen Pass hinauf. Ab hier ist die Straße zum Glück wieder gut
gepflastert. Es ist etwas bewölkt, was die ansonsten grandiose Aussicht
leider ein wenig beeinträchtigt. Schon seit Ribeira Grande fährt
in dem Aluguer auch eine pausenlos schnatternde Kapverdianerin mit. Reinhard
fragt mich leicht ironisch, ob man den Automat nicht abschalten kann...
Zu unserer Erleichterung steigt sie bald aus.
Nach
dem Paß geht es wieder hinunter in die Ribeira da Garça. Die
Pflasterstraße weicht wieder einer abenteuerlichen Piste. Irgendwann
teilt sich dann die Strecke. Nach links führt eine Pflasterstraße
nach oben, die dann parallel zur Piste in der Ribeira bis zum Ort Chã
da Igreja führt. Chã da Igreja ist ein hübsches und sauberes
Dorf in einer traumhaft schönen Lage. Die Fahrt hat sich gelohnt.
In der Dorfmitte gibt es einen kleinen Kiosk, wo man sich Erfrischungen
holen kann. Das Kapverdische Mädchen, daß die Getränke
verkauft hat grüne Augen, wie mir Reinhard ganz fasziniert mitteilt.
Ich spaziere noch bis zur Küste. Große Steine liegen hier in
der Mündung der Ribeira, kein Strand zum Baden in Sicht.
Auf
der Ladefläche eines Toyota-Pick-Up geht es dann zurück. Der
junge Fahrer holt so lange alles aus dem Motor raus bis der seinen Geist
aufgibt und wir umsteigen müssen. Was für ein Trip. Dagegen ist
jede Achterbahn auf dem Jahrmarkt absolut harmlos, blaue Flecken gab es
gratis inklusive...
Abends gibt's dann Thunfischsteaks mit
Pommes, Reis und verschiedenem Gemüse. Köstlich! Ein schöner
Tag geht zu Ende.
Am Mittwoch treffe ich mich dann mit Reinhard wieder in Ribeira Grande. Es
regnet in dem Land, in dem es angeblich nie regnet. Reinhard empfiehlt
mir eine Wanderung in der Ribeira da Torre als landschaftliches Highlight.
Die Strecke bis Xôxô ist leicht zu laufen und die Landschaft
ist absolut faszinierend. Torre heißt Türme und die Ribeira
da Torre hat Ihren Namen zurecht.
Immer wieder kommen einem Schulkinder
entgegen. Manche fragen nach 'Stilo' (Kugelschreiber) andere rufen immer
wieder 'Foto Foto' und wollen einfach fotografiert werden. Kapverdianer
sind oftmals durchaus ein wenig eitel und lassen sich gerne fotografieren.
Wenn Sie einen dazu auffordern, kann man dem in der Regel ruhig nachkommen.
Manchmal betteln Kinder auch nach 'money', geben Sie aber bitte den Kindern
NIEMALS Geld ohne Gegenleistung, das führt in eine völlig falsche
Richtung und hilft auf Dauer auch nicht!!!
Nach insgesamt 4 Stunden Wandern kehre
ich wieder zurück, da es den ganzen Tag nieselte und obwohl es nicht
kalt war sind nasse Klamotten auf Dauer doch nicht so angenehm.
In den wenig erschlossenen Westen
Um den Norden der Insel erkunden zu können, hatte ich einen kleinen Jeep
gemietet. Anildo, ein Kapverdianer fährt, während ich mit dem
GPS die Strecke aufnehme. Zuerst machen wir noch einen Abstecher nach Lagoa,
einer Streusiedlung, die sich auf auf einer hoch gelegenen Ebene befindet.
Der Ort selbst ist wenig interessant, aber auf der Fahrt dorthin kommen
wir durch eine hübsche Landschaft, die für Kap Verde ungewöhnlich
grün ist.
Weiter geht die Fahrt über Porto Novo,
zunächst Richtung Caldeira das Patas. Dort fahren wir durch eine beeindruckende
Canyon-Landschaft und dann über einen Paß bis nach Alto Mira.
Hier gibt es eine privat geführte Unterkunft für Wandertouristen.
Das Zimmer besitzt außer zwei Betten fast keinerlei Ausstattung.
Immerhin gibt es Licht und kaltes Wasser zum Duschen. Die Hausherrin kocht
eine originale Cachupa, das Nationalgericht der Kapverdianer. Es schmeckt
mir sehr gut.
Am
nächsten Tag fahren wir weiter nach Ribeira da Cruz. Das Tal ist auch
schön, allerdings gefiel mir die Ribeira do Alto Mira etwas besser.
Wir versuchen weiter nach Chã do Norte zu fahren, aber ein Caterpilar
steht uns im Weg. Neben dem Caterpilar befindet sich eine Lücke, die
nur etwas zu klein ist für unseren Jeep. Wir schaufeln uns den Weg
frei und zwängen das Auto durch die kleine Lücke. Kaum sind wir
durch, kommt un der Fahrer des Caterpilar wild gestikulierend entgegen
und meint, wir müssen umkehren, da die Straße noch nicht offiziell
freigegeben ist. Alle Versuche, ihn dazu zu bringen uns weiterfahren zu
lassen bringen nichts, wir müssen umkehren und haben also umsonst
eine halbe Stunde lang die Straße freigeschaufelt.
Das nächste Problem folgte sogleich:
Unser Sprit wird knapp und eine Tankstelle gibt es weit und breit nicht.
Aber Anildo hat eine Idee. In Martiene gebe es einen Stromgenerator, der
mit dem gleichen Diesel fährt wie der Jeep. Teils fahrend, teil rollend
versuchen wir Martiene zu erreichen. Dort angekommen fragt sich Anildo
durch und tatsächlich gibt es am Ortsende jemanden mit einem Dieselgenerator,
der auch bereit ist, uns etwas Diesel zu verkaufen. Aber wie bekommt man
den Treibstoff aus den Kanistern in den Tank? Ganz einfach: Man nehme eine
Plastik-Wasserflasche, schlage den Boden mit einem Stein auf und schon
hat man einen Trichter.
Endlich geht's dann Richtung Tope de Coroa.
Die Piste über Sul ist eine kleine Tortur. Der Jeep stinkt zudem so
stark nach Diesel, daß es sogar in den Augen brennt. Dichter Nebel
versperrt die meiste Zeit die Sicht. Doch auf etwa 1500 Meter Höhe
durchbrechen wir plötzlich die Wolkendecke. Über uns strahlt
die Sonne und unter uns liegt ein Teppich aus Wolken, aus dem nur einige
wenige Gipfel herausragen. Wir kommen bis zu der Stelle, wo ein Weg nach
Tarrafal de Monte Trigo abzweigt, der jedoch wegen der vorhergegangenen
heftigen Regenfälle nicht passierbar ist. Von hier aus sieht man den
1979 Meter hohen Tope de Coroa, den höchste Gipfel Santo Antãos.
Da uns allerdings schon zum zweitenmal der Sprit knapp wird drehen wir
wieder um und fahren nach Porto Novo.
Von Porto Novo aus bedarf es dann eines
ganzen anstrengenden Tages um mit Schiff und Flugzeug nach Fogo
zu kommen.
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